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Moderne Architektur

„Wer kann mal schnell ein Haus an die Tafel zeichnen?“, fragte ich die Kinder, um sie damit in die Schema-Falle zu locken. Und wie erwartet wurde auch ein Schemahaus angezeichnet: liegendes Rechteck mit Dreieck drauf. Eventuell noch leicht perspektivisch und mit Schornstein. Zugegeben, so sehen die meisten Häuser in unserer Umgebung in Ostfriesland tatsächlich aus! Unser Thema sollte jedoch zeitgenössische Architektur sein, insbesondere die spektakuläre Gestaltung großer Gebäude wie Museen und Hochhäuser, die sich der unmittelbaren Erfahrung der Kinder aus ländlichem Raum bisher weitestgehend entzogen hatten.

Um wenigstens mittelbare Erfahrungen hierzu zu sammeln, gingen wir auf Google-Bildsuche mit den Stichworten „moderne Architektur“ und fanden jede Menge interessante Beispiele, an denen die Kinder eindeutig Spaß hatten: Sie staunten und lachten und wollten „sowas auch bauen“.

Im Vorfeld hatten sie Verpackungen von Lebensmitteln etc. gesammelt und mitgebracht: einerseits quaderförmige, andererseits zylindrische. Sie wussten, dass wir daraus Häuser bauen wollten, und dass es besondere, ungewöhnliche Häuser werden sollten.

Da es immer meine Sorge ist, die Beliebigkeit zu verbannen, bauten wir in zwei Durchgängen: zuerst nur aus Quadern, dann nur aus Zylindern. Hätten Kinder dabei das begründete Bedürfnis nach zusätzlichen Elementen der jeweils anderen Körper geäußert, hätten sie diese auch bekommen. Es erwies sich jedoch, dass die Beschränkung sie nicht gestalterisch behinderte. Ich denke, dies lag daran, dass sie noch eher suchend als mit bereits im Kopf entworfenem Bauplan zu Werke gingen.

Klasse 4

Es wurden jeweils alle mitgebrachten Verpackungen aller Kinder auf einen Haufen geschüttet. Reihum durfte sich jedes Kind (bzw. jedes Paar, wenn Kinder zu zweit arbeiten wollten) eine Verpackung nehmen. Drei Durchgänge - drei Verpackungen - genügten für das 1. Schuljahr vollkommen. Für die höheren Klassen ließ ich die Kinder nach drei Durchgängen selbst entscheiden, ob sie noch mehr Kartons benötigen oder nicht. Durch den mitgebrachten Vorrat war eine natürliche Mengenbegrenzung gegeben, was ich als positiv empfand. Es sollte ja kein Sammelsurium werden, sondern eine erkennbare Formensprache sollte entstehen.

Die Quader wurden experimentierend zusammengefügt. Das als bestes empfundene Ergebnis wurde mit Ponal zusammengeleimt.

Ein erneuter gemeinsamer Blick auf die Google-Ergebnisseite unter dem Gesichtspunkt „Farbe“ ergab, dass Grau und Weiß als Gebäudefarben dominierten. Daher wurden alle Modelle zunächst mit weißer Wandfarbe, die mit einem Klecks Schwarz abgetönt war, grundiert.

Als nächstes folgten die Fenster. Im ersten Versuch fertigten wir sie aus Overhead-Folien an, was sich jedoch als nicht so überzeugend erwies, unter anderem, weil die anschließend benutzte Wasserfarbe dahinterfloss. Besser eignete sich Silberpapier/-pappe.

Klasse 4

Klasse 4

Klasse 4

Für die farbige Endgestaltung (Wasserfarbe) gab ich lediglich die Einschränkung, dass die Farben nicht zu grell, also gemischt und mit etwas Schwarz gemildert, außerdem mit reichlich Wasser aufgetragen werden sollten, denn auch die echten Gebäude waren selten grellfarbig. Auch die Farben selbst sollten sich auf höchstens zwei beschränken. Zudem empfahl ich die Möglichkeit zu bedenken, das Haus ganz in Grauweiß zu belassen oder diese Farbe teilweise in die Gestaltung einzubeziehen.

In der 3. und 4. Klasse wurde die Farbgestaltung in einer Zeichnung geplant. Wie schwierig es manchmal war, den Entwurf am Modell zu realisieren, sieht man an dem Beispiel oben.

Klasse 1

Klasse 3

Klasse 1