Grundschule Leezdorf

Garten Eden

Die Ausstellung “Garten Eden” der Kunsthalle in Emden findet ausgerechnet im Winter statt - zu einer Zeit, wo es draußen so gar nicht nach „Garten Eden“ aussieht. Dies brachte uns auf die Idee, hier nachzuhelfen und in die Natur künstlerisch einzugreifen.

Im Unterricht haben wir uns mit der Beschreibung des Garten Eden in der Bibel befasst und sie mit der augenblicklichen Wirklichkeit verglichen. Es wurde klar, dass insbesondere den Bäumen jetzt einiges fehlt: Blätter, Blüten, Früchte - insgesamt fehlt ihnen Farbe.

Wir suchten nach Möglichkeiten, den Bäumen Farbe zu geben in einer Weise, die zwar an Blätter, Blüten, Früchte erinnern kann, dabei aber nicht die Natur direkt nachahmt, etwa indem man Blüten und Blätter aus Tonkarton ausschneiden würde. Es sollten schon ungewöhnlichere, „unnormalere“, selbst erfundene - eben künstlerische Gestaltungen sein.

Talea hatte sehr treffend und bildlich gesagt: “Den Bäumen fehlt das Kleid!” Und dies nahmen wir wörtlich - die Bäume bekamen Kleider.

Bevor wir Gestaltungsideen sammelten, betrachteten die Kinder die kahlen Bäume genau und zeichneten sie mit Ölkreide. Später wurden dann die fertigen Installationen in Fotokopien der Zeichnungen eingezeichnet. Wir nahmen uns schon hier ein Beispiel an den Künstlern Christo & Jeanne-Claude, die ebenfalls von Ihren zeitlich begrenzten Projekten Zeichnungen anfertigen.

Die Fahrt zur Kunsthalle wurde außerhalb der Schulzeit privat mit Elternhilfe organisiert, weil die Kosten für einen Bus die Klassenkasse gesprengt hätten. Vielen Dank noch einmal an die Eltern, die das Fahren übernommen haben!

Wir betrachteten einige Beispiele, wie Künstler in die Natur eingegriffen haben (Christo & Jeanne-Claude, Andy Goldsworthy). Dann besuchten wir die Ausstellung in der Kunsthalle, in der es auch einige Arbeiten gibt, die eine gewisse Verwandtschaft zu unserem Vorhaben aufweisen: von  Marnix Goossens  und von Rosemary Laing. Diese Bilder betrachteten die Kinder besonders intensiv mit Unterstützung durch ein Arbeitsblatt. Auch die Künstlerbeispiele sollten nicht nachgeahmt werden, sondern nur Anregung für eigene Ideen sein.

In einem Brainstorming sammelten die Kinder viele Ideen für die Baumveränderungen, aus denen sie sich in Einzel- oder Partnerarbeit jeweils eine auswählten. Anschließend überlegten sie, welches Material sie dafür brauchen. Ihr Vorhaben und das benötigte Material hielten sie in Stichworten auf Planungszetteln fest. Hier halfen sich die Kinder gegenseitig und brachten von zuhause so viel wie möglich mit. Auch bei der Vorbereitung des Materials halfen alle mit, wenn zum Beispiel Holzstücke angemalt oder die gedruckten Blätter auf der Tapetenbordüre mit Filzstiften nachgezogen werden sollten.

Die Ideen waren vielfältig. So wurde ein Bäumchen mit farbigen Wäscheklammern bestückt, eine Baumkrone mit Wollfäden umwickelt, andere mit der Tapetenbordüre durchwoben oder mit den bunten Holzstücken bestückt. Da den Bäumen, wie anfangs festgestellt, das „Kleid“ fehlt, bekam ein Baum folgerichtig echte Kleider „angezogen“. Pastellfarbene Wattebäusche in einem anderen Baum symbolisierten „Fingerspitzengefühl“, das man bei der Arbeit mit den Bäumen braucht, um ihnen nicht zu schaden.

Leider konnten wir uns nicht die großen Bäume im Schulgarten vornehmen, sondern mussten uns aus praktischen und Sicherheitsgründen mit den kleinen Bäumchen direkt vorm Klassenfenster begnügen, an die die Kinder ohne Leiter herankamen. Und selbst das war nicht immer ganz einfach, denn auch die kleinen Bäumchen sind größer, als man dachte.

Ein Bäumchen trug bunte Briefe, die an Empfänger gerichtet waren, die in naher oder fernerer Beziehung zum Thema “Garten Eden” und “Kunst” standen: An Adam und Eva, an Gott, oder auch an Künstler, an die Kunsthalle oder “An die Bilder”.

Nach mehreren Schulstunden theoretischer und praktischer Arbeit stellte sich die Klasse 3a zu einem Gruppenfoto für die Presse auf, die über unsere Aktion berichtete.

Zwei Tage später erschien überraschend ein Kameramann vom Friesischen Rundfunk und filmte unsere Werke, die den ersten Angriffen durch Regen und Wind noch recht gut standgehalten hatten. So kamen unsere Arbeiten sogar ins Fernsehen.


Copyright © Unterrichtsidee: Nicola Rother 2008