Die Idee kam aus dem Badezimmer: Ich hatte meine Gummihandschuhe zum Trocknen auf den Handtuchhalter gezogen und war von der witzig-skulpturalen Wirkung entzückt, die – wie ich fand – zum Entwickeln von Kunst- und Designobjekten aus Gummihandschuhen anregt.

www.nicola-rother.de

Experimentelle Kunst mit Gummihandschuhen

Links zu meinen Internetfunden:
Spargel, Strand, Umhang,
elegant, befleckt, gereiht, gestapelt, beschriftet, geknautscht, geklemmt, Brosche, J.Brus, Küchenspüle, Kleid, Tisch/Turm, Huhn, Blüte

Zunächst forschte ich im Internet nach Kunstwerken aus Gummihandschuhen, denn auf diese Ideen mussten ja auch schon andere gekommen sein. Was ich fand, waren einige fantasievolle Werke, allerdings weniger „anerkannte“ Kunstwerke, sondern eher Schöpfungen von Menschen wie du und ich. Dies tat aber der Sache keinen Abbruch; man muss ja nicht alles Kunstartige, das man anregt, durch Künstler legitimieren, die diesen Weg schon vorgegangen sind.

Etwas mulmig war mir schon dabei, diese kombinierte Klasse 3/4, die ich erst seit wenigen Wochen unterrichtete und mit der ich bisher noch nicht so frei gearbeitet hatte, einfach mit „Probiert mal was aus!“ loszuschicken. Wo ich doch eigentlich eher ein Freund der absichtsvollen Planung von künstlerischen Arbeiten bin. Zum Glück weiß ja niemand genau, was Kunst eigentlich ist, wie immer wieder kokett behauptet wird. Wenn ein Cy Twombly oder ein Jeff Koons eine Daseinsberechtigung im Reich der Kunst haben (um nur mal die zu nennen, die mir grad einfallen, wenn es um den zumindest nicht sofort erkennbaren „tieferen Sinn“ geht), dann kann uns ja eigentlich gar nichts mehr passieren. Kunst ist schließlich in erster Linie zum Gucken und Staunen da. Und das werden wir ja wohl hinkriegen.

Das niedersächsische Kerncurriculum reitet schließlich so enervierend einseitig auf dem experimentellen Zugang herum, als ob alle Idee aus dem Experiment käme…

Den Ablauf der Unterrichtsdoppelstunde habe ich hier in meiner persönlichen Planung festgehalten.

Einige Fotos aus der Experimentierphase:

In der Experimentierphase hatten die Kinder schon einige ähnliche Ideen, wie sie auf den im Internet gefundenen Bildbeispielen zu sehen sind. In einer Klasse, die diese Art von Arbeit im Kunstunterricht schon kennt, hätte ich vor oder während der Arbeit keine Bilder von den Ideen anderer Leute gezeigt, um die Kinder nicht zu sehr zu lenken und zum Nachahmen zu verleiten. In dieser Klasse dagegen war es mir bei der Planung sinnvoll erschienen, die Bilder als Ermutigung und Hilfe zur Ideenfindung einzusetzen. Im Nachhinein würde ich mich jedoch anders entscheiden und die Bilder erst zum Abschluss zeigen oder falls sich wirklich zeigen sollte, dass die Kinder bei der Ideenfindung zu vorsichtig bleiben.

Einige der fertigen Arbeiten:

Haus
In der Reflexion der Arbeiten äußerte ich Skepsis darüber, was ein Haus mit Gummihandschuhen zu tun hätte. Und ich wurde belehrt: Zum einen ist ein Haus wasserdicht, es schützt vor Wasser, genau wie ein Gummihandschuh die Hand vor Wasser schützt. Zum andern muss im Haus geputzt werden, und dazu braucht man Gummihandschuhe. Diese Argumentation hat mich erfreut und überzeugt.

Hände mit Ärmelmanschetten

Hand-Tasche

Schlange

Erst im Nachhinein wurde bewusst, dass die aufgeklebten Wollfäden an die Adern und Sehnen der Hand erinnern.

T-Shirt
Hier sieht man, dass es besser wäre, keine Anregungsbilder zu zeigen. Wäre der Schüler auch von allein auf diese Idee gekommen? Vielleicht wäre er stattdessen auf eine eigene, originellere Idee gekommen.

Mit Sand gefüllt –
eine unaufwändige Manipulation, die aber deutliche Reaktionen bei den Betrachtern hervorrief.

Fotoserie: Posing mit Gummihandschuhen
Der Handschuh hatte die Schülerin in der Experimentierphase zu damenhafter Handhaltung inspiriert. Dies wurde fortgeführt mit verschiedenen Posen, die zum Handschuh passen. Hier entstand also kein Objekt, sondern eine Fotoserie.

Hut

Abschnürungen
Kommentar des Schülers: “Normalerweise darf man ja nicht so fest die Finger abbinden, weil das lebensgefährlich ist. Das sollte hier so aussehen, als ob die Finger abgebunden sind.”

Becher mit Handschuh ummantelt, gedacht als Stiftehalter. An der Seite der Daumen als Halter fürs Radiergummi. Ich frage mich, ob dieses Werk so eigensinnig ist, dass sich mir der Zugang noch verschließt, oder ob es schlicht abwegig ist. Eine Frage, die sich in der Kunst öfter stellt. ;-)