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Henri Matisse - Scherenschnitte

Ohne dass Werke von Matisse im Unterricht gezeigt worden wären, griff ich eine Aussage des Künstlers zu seiner Arbeitsweise auf: „Mit der Schere zeichnen, direkt in die Farbe hineinschneiden...", und machte sie zum Arbeitsauftrag für die Kinder.

„Der Rätselwald", Daniela, 4. Jg.

„Der Vogel im Eis", Marlon, 4. Jg.

Jedes Kind erhielt ein Blatt farbiges DIN-A4-Papier mit dem Auftrag, seine Schere mit dem Papier spielen zu lassen, die Schere einfach so im Papier spazieren gehen zu lassen, wie es der Schere gerade einfällt. Nicht etwas Bestimmtes ausschneiden wollen, sondern der Schere einfach freien Lauf lassen. Mit Lust schnitten die Kinder in das farbige Papier hinein, schlossen zum Teil die Augen, und ließen ihre Schere kreuz und quer, in Schlängeln und Zacken durch das Papier sausen. Die so entstandenen Formen ähnelten denen von Matisse frappierend. Wir hatten offenbar ein Prinzip seiner Arbeitsweise angewendet.

Die entstandenen Formen wurden sogleich von den Kindern gedeutet, wobei sich die Offenheit der unbestimmten, ungerichteten Formen für ganz unterschiedliche Deutungen zeigte: Dieselbe Form konnte ein U-Boot, eine Hexe oder ein Vogel sein. Auf weißem DIN-A3-Papier wurden die Formen angeordnet und aufgeklebt. Das Bild sollte einen Titel erhalten, damit den Betrachtern die Deutung und Bildabsicht des Kindes klar wird. Es sollten möglichst alle entstandenen Papierschnipsel für das Bild genutzt werden. Durch diese Vorgabe wollte ich die Kinder dazu bewegen, sich nicht nur mit den auffälligen Formen zu befassen, sondern auch aus ihren Abfallschnipseln etwas zu machen, diese für das Bildthema, zu dem ihre besonders interessanten Formen sie angeregt hatten, zu nutzen. Dabei wurden dann auch mehrere Schnipsel zu einer neuen Form zusammengefügt - genau wie auch Matisse es gemacht hat.

„Die Gespenster". Reyhan (2. Jg.) faltete ihr Papier vor dem Schneiden, in Anlehung an die bekannten Papierdeckchen, blieb dann aber nicht bei dieser Technik hängen, sondern schnitt nun einigermaßen frei in das Papier. Hierdurch ergaben sich symmetrische Formen. Reyhan fügte sie zusammen und erhielt den dreidimensionalen Aspekt, der durch die Faltungen entstanden war, indem sie das Papier nicht flach, sondern reliefartig aufklebte.

Neben den überwiegend gegenständlich gedeuteten entstanden auch abstrakte Bilder, die „nur" Form und Farbe zum Thema hatten: „Das Grün" (Reyhan, 2. Jg.)

Erst nachdem jedes Kind zwei Bilder fertiggestellt hatte, wurden Scherenschnitte von Matisse vorgestellt.

Weitere Unterrichtsanregungen zu Matisse: www.nicola-rother.de/Matisse2

Weitere Scherenschnittversuche, angeregt von Ulrich Meister:
www.nicola-rother.de/Meister

Zitat nach einem Film über Matisse aus der Reihe „Palettes" des Senders arte.
Literatur: Néret, Gilles: Henri Matisse, Scherenschnitte. Benedikt Taschen Verlag Köln 1994

„Schmetterlinge" (Ausschnitt),  Burcu, 1. Jg.