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Kunstunterricht im 1. Schuljahr

Eigentlich ist man schon mit der reinen Arbeitsorganisation ausgelastet: Den richtigen Zeichenblock ans richtige Kind bringen, Überschwemmungen beseitigen, die Lautstärke unter Stadionniveau senken, rechtzeitig mit dem Aufräumen beginnen.

Dann soll man auch noch bewirken, dass etwas anderes als Strichmännchen und Häuser zwischen Boden- und Himmelsstreifen mit Dreieckssonne entsteht. Und nicht nur das - man möchte auch noch inhaltlich anspruchsvollen Unterricht bewerkstelligen, der die Kinder wirklich an die Kunst heranbringt.

Kunstunterricht im 1. Schuljahr finde ich wirklich besonders anspruchsvoll - für den Lehrer. Es gibt wenig, worauf man aufbauen kann, im Gegenteil, man soll die Grundlagen legen. Dies aber nicht rein technisch und nicht einmal überwiegend technisch, denke ich. Sondern es geht darum, den Kindern einen Einstieg in die Denkweise der Kunst zu ermöglichen. Hand in Hand damit geht eine Erweiterung ihrer Darstellungsmöglichkeiten. Thema und Technik also idealerweise einander gegenseitig bedingend. Das bedeutet Freiheit auf der einen und Lehrgangsaspekte auf der anderen Seite.

Kleine Schritte und Kompromisse sind mein Zugeständnis an die Situation.

Hierfür stelle ich auf dieser Seite ein paar Beispiele zusammen. Nicht mit dem Anspruch auf Vorbildhaftigkeit, aber doch als Anregungen. Und auch zur Diskussion.

(Dieser Text wurde vor einigen Jahren geschrieben, als ich nur gastspielweise im 1. Schuljahr unterrichtete. Seit ich selbst eine 1. Klasse habe, sehe ich die Sache schon etwas anders, vor allem weniger kompliziert.)

 Miro - Formen fantasievoll deuten und einsetzen.
“Lernziel”: Es ist mehr da, als man sieht.

Tierbewegungen werden zu Pinselspuren.
“Lernziel”: Bewegung in Form von Spuren ins Bild setzen. Hierbei die Bedeutung von Pinselstärken erfahren.

Aufmerksamkeit wecken für die Fenster der Aegidienkirche in Hannover, gestaltet von der Künstlerin Inge-Rose Lippok.
“Lernziel”: Durch eigene Gestaltung eine Beziehung zu einem Kunstwerk erzeugen..

Vier Seiten des Martinsfestes (Auftrag des Klassenlehrers: Laternenbau)
 “Lernziel”: Typische Teile/Aspekte eines Ereignisses (hier des Brauchtums zu St. Martin) in prägnante, annähernd symbolische Bildzeichen überführen.

Kälte am Körper spüren und dies formal und farblich darstellen.
“Lernziel”: Körperempfindung differenzieren und Farbassoziationen zu nicht Sichtbarem hervorrufen.

Malen mit der Schere   mit naher Verwandtschaft zu Henri Matisse.
Dies empfinde ich nicht mehr als sonderlich originell, viele andere sind ebenfalls auf die Idee gekommen, aber ganz kann ich mich noch nicht ganz davon trennen.
“Lernziel”-ähnlich wie bei Miro oben: Zufällige, ungegenständliche Formen in einen deutenden Bildzusammenhang bringen.