Bei einem Besuch im Emil-Schumacher-Museum in Hagen  sprach mich besonders Schumachers Verwendung von ungewöhnlichen Maluntergründen (Bretterzaun, …) und die Integration von Gegenständen (Socken, Handschuhe) in die Bilder an. Dies brachte mich auf den Gedanken, den Kindern in der Schule diese Fragen zu stellen:

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In meinem Unterrichtsbeispiel „Zeitungsbilder" wird ebenfalls ein alltäglicher Gegenstand als nicht alltäglicher Malgrund benutzt, und zwar im doppelten Sinne als Mal-Grund: Die Zeitung ist gleichzeitig der Untergrund, auf den das Bild gemalt wird, und der Grund für den Bildinhalt, da der Inhalt der Zeitung zur Bildidee führt. Daher war der „Zeitungsbilder"-Unterricht gut als erster Schritt geeignet, um die Kinder zunächst an das Prinzip heranzuführen.

Gegenstände als Mal-Grund

Auf was kann man malen, wenn man unbedingt malen will, aber man kein Malpapier hat? Keinen Tonkarton und nichts, was extra fürs Malen oder Zeichnen gemacht wurde?

Auf was kann man überhaupt alles malen? Schaut euch im Raum um, schaut auch nach draußen: Was fällt euch ein?

Was davon könnte man auch mitnehmen und nach dem Malen so wie ein Bild aufhängen? Wie müsste das Ding dafür sein? Einigermaßen flach, eine gewisse Malfläche bieten und transportabel sein.

Wenn man z. B. an eine Hauswand malt, kann man die ja nicht mitnehmen. Aber vielleicht gibt es ein Teil, ein Ding, das von einem Haus stammt, und irgendwo herumliegt. Das könnte man dann als Bilduntergrund nehmen und auch transportieren und ausstellen (z. B. ein altes, ausgebautes Fenster, eine alte Tür, Ziegelsteine,….
Oder eine Autotür...

Wasserrutsche auf Kehrblech. Der Übergang vom Stiel zur Kehrfläche erinnerte die Schülerin an eine Wasserrutsche.

Dazu gab es einen Such-und-sammel-Auftrag als  Hausaufgabe.

Eislandschaft auf Eisdosendeckel

Mit den mitgebrachten Gegenständen setzten sich die Kinder in der Schule erst einmal gedanklich auseinander. Zuerst beschäftigten sich die Kinder mit ihren eigenen Gegenständen (auf der Vorderseite des Arbeitsblatts): Eigenschaften und Kontexte wurden notiert und daraus resultierende Bild-Ideen entwickelt.
Danach wurden auf der Rückseite des Arbeitsblatts die Ideen der Mitschüler einbezogen. Schließlich traf jedes Kind seineEntscheidung für eine Bildidee. Kriterien dabei waren erstens, dass die Idee in Beziehung zum Gegenstand stehen, also etwas mit dem Gegenstand zu tun haben soll, und zweitens, dass die Idee nicht zu naheliegend, sondern originell ist und vielleicht ein bisschen „um die Ecke gedacht", so dass Betrachter sich ein wenig wundern werden, bevor sie ein „Ach ja!"-, „Ach so!"- oder „Aha"-Erlebnis des Verstehens haben.

Ideensammlung auf den Arbeitsblättern

Dies zu erfüllen, fiel den Kindern am schwersten, und nicht jedem gelang es. Selbst das Finden einer naheliegenden Bildidee (z. B. eine Opernsängerin auf eine CD zu malen) war nicht für alle Kinder so einfach, wie man meinen könnte.
Der Unterricht fand im 4. Schuljahr statt.

Zur Probe wurden die Bilder zunächst auf Papier gemalt.

Die Holzlatte ließ den Schüler an Spechte denken, die die Holz von Bäumen anpicken. Auch andere Vögel kamen hinzu.

Die Unterseite von Hausschlappen wurde hier zum Malgrund. Auf die Sohle wurde das gemalt, was am Schuh haften bleiten könnte, wenn man damit draußen herumlaufen würde. Etwas Farbe blätterte nach dem Trocknen wieder ab. Das fand der Schüler ganz passen: Der Dreck, der unter den Schuhen kleben bleibt, bröckelt ja auch ab, wenn er getrocknet ist.

Die Luftpolsterfolie animiert dazu, die Blasen zerplatzen zu lassen. Das ist wie eine Explosion. Der Schüler hat die Explosionen dargestellt, indem er Farbe mit dem Pinsel auf die Luftpolsterfolie geschleudert hat.

Waschmaschine und Jeans auf Socken. Denn in der Waschmaschine treffen die Socken auf Jeans und andere Kleidungsstücke.

Die Gartenschaufel wurde zum Baum, weil der Baum zum Garten gehört und weil die Form der Schaufel dem Baum ähnlet.

Auf die Serviette wurden Mundabdruck und Speisereste gemalt.

Schläfer auf Kissen

Wurst und Messer auf Holzbrett

Spielfiguren und Würfel auf einem Tablett, auf das eine Art Spielfeld gedruckt war.

Sternenhimmel auf glitzernder Alufolie

Zur Vorbereitung der Präsentation der entstandenen Arbeiten diente wiederum ein Arbeitsblatt. In Dreiergruppen übten die Kinder ihre Präsentationen und optimierten sie mit Hilfe von Rückmeldungen der Gruppe. Bei der Präsentation vor der ganzen Klasse wurden die entstandenen Arbeiten durch die Mitschüler und durch mich mit Hilfe des Rasters bewertet. Jedes Kind bewertete auch seine eigene Leistung anhand des Selbstbewertungsblatts.

© Unterrichtsidee: Nicola Rother 2015

Einige Künstler, die ebenfalls Gegenstände als Maluntergrund oder als bemalten Bildbestandteil benutzt haben, wurden abschließend vorgestellt: Robert Rauschenberg, Judy Chicago, und natürlich Emil Schumacher.